[54] Nussbaums Interpretation ist umstritten; Christopher Rowe hat sie einer eingehenden Kritik unterzogen. Der historische Phaidon war ein vornehmer Peloponnesier aus Elis. [152], Friedrich Nietzsche deutete 1889 die im Phaidon überlieferten letzten Worte des Sokrates im Sinne einer Gleichsetzung von Leben und Krankheit. In Platons Dialog ist Phaidros zwar philosophisch interessiert, doch verfügt er offenbar auf diesem Gebiet über wenig Erfahrung und Kompetenz. [133] Der Text ist in einigen spätmittelalterlichen Handschriften überliefert. Von Straton ist bekannt, dass er die platonische Ontologie und Seelenlehre bekämpfte und sich dabei besonders mit den Argumenten im Phaidon auseinandersetzte. Im folgenden Jahr vollendete der italienische Humanist und Staatsmann Leonardo Bruni eine lateinische Übersetzung. Die philosophische Bewertung der Rhetorik, Die Rhetorik, die Platons Sokrates verwirft, ist die in Athen damals übliche der Volks- und Gerichtsredner; diejenige, die er gutheißt, entspricht im Wesentlichen dem Verfahren bei einer philosophischen Untersuchung. Dabei gehe es primär um die Sorge um sich selbst, die nicht zu vernachlässigen sei. Damit mache man Willkür zur Bestimmung des Wahren. Er hat alle Verliebten pauschal als selbstsüchtig, missgünstig und töricht dargestellt und damit den Hochherzigen und Edlen unter ihnen Unrecht getan. Das Ziel des Dialogs ist die das Leben orientierende begründete Übereinstimmung. Der Phaidros (altgriechisch Φαῖδρος .mw-parser-output .Latn{font-family:"Akzidenz Grotesk","Arial","Avant Garde Gothic","Calibri","Futura","Geneva","Gill Sans","Helvetica","Lucida Grande","Lucida Sans Unicode","Lucida Grande","Stone Sans","Tahoma","Trebuchet","Univers","Verdana"}Phaídros, latinisiert Phaedrus) ist ein in Dialogform verfasstes Werk des griechischen Philosophen Platon. [91] Die Forschung geht mehrheitlich davon aus, dass Hermeias darin kaum eigene Ansichten mitteilt; vielmehr handle es sich um eine Aufzeichnung aus dem Unterricht seines Lehrers Syrianos, die somit nur dessen Phaidros-Kommentierung wiedergebe. Den Wagen ziehen zwei ebenfalls geflügelte Pferde, ein gehorsames und ein störrisches, deren Verschiedenartigkeit die Wagenlenkung stark erschwert. Daher stellt der Tod eine höchst wünschenswerte Befreiung dar, und es wäre für einen Philosophen lächerlich, sich gegen ihn zu sträuben. [88] Von Syrianos’ Behandlung des Dialogs vermittelt der auf seinem Unterricht basierende Phaidros-Kommentar seines Schülers Hermeias (Hermias) von Alexandria einen Eindruck. Von ihm haben sie die Fähigkeit des Voraussehens erhalten. Cicero zog den Phaidon sehr häufig heran. Er ist auch bereit, das Leben eines Sklaven zu führen, wenn er nur in der Nähe des schönen Wesens bleiben kann, das er zum Gegenstand seiner Anbetung macht. Schon in der Antike wurde der Phaidros breit rezipiert. Dabei handelt es sich um einen rhetorisch gestalteten, aber fiktiv nur für einen einzigen Zuhörer bestimmten Text. Der Schriftsteller, Redner und Philosoph Apuleius, der sich als Platoniker bezeichnete, übersetzte den Phaidon ins Lateinische. Manche Assoziationen seien naheliegend, doch die für einzelne Motive vorgeschlagenen symbolischen Deutungen seien teils spekulativ und problematisch. In der Forschung wird die im Phaidon geschilderte Entwicklung, die von der Suche nach Erklärungen für Naturgegebenheiten zu einer metaphysischen Weltdeutung führt, unterschiedlich interpretiert. Sie ist das Prinzip des Lebens, der Faktor, der das Leben in den Körper bringt. [87] Die älteste erhaltene mittelalterliche Phaidon-Handschrift wurde im Jahr 895 im Byzantinischen Reich für Arethas von Caesarea angefertigt. Ein Verliebter ist empfindlich und eifersüchtig; er will seinen Geliebten für sich allein besitzen und versucht daher, ihn dem gewohnten Umfeld zu entfremden, was zur Isolation oder zu Streitigkeiten führen muss. Der erste Neuplatoniker, der – soweit bekannt – den Phaidros kommentierte, war Iamblichos († um 320/325). Zur manía bemerkte er: „Das Wahre ist hier in der Weise des Gefühls“. Das Erblicken des überhimmlischen Orts ist bei Plotin für den geistigen Seelenteil kein zeitweiliges Erlebnis, sondern ein ewiger Zustand. Ein Teil davon lag auch in einer arabischen Übersetzung des christlichen Philosophen ibn Zurʻa (943–1008) vor. Sie habe, wie sich aus den Argumenten im Phaidon ergebe, einen Ewigkeitswert, ein Ideensein. [19], Da von seelischen Phänomenen die Rede ist, muss man sich zunächst über die Beschaffenheit der Seele Klarheit verschaffen. Nie zuvor sei Sokrates ihm, Phaidon, so bewundernswert erschienen wie beim Meistern dieser Herausforderung. Sie ist selbst der Ursprung von eigener und fremder Bewegung und damit der Ursprung ihrer eigenen Lebensäußerungen. [80] Ein vorzüglicher Kenner des Phaidros war der namhafte Theologe Clemens von Alexandria, bei dem der Einfluss von Platons Schrift vielfach erkennbar ist. [134], Im 11. [4] Ihm geht es um seine Lieblingsthemen, auf die er zielbewusst hinsteuert: die Beschaffenheit der menschlichen Seele, ihre Unsterblichkeit und ihr Schicksal nach dem Tod, das Streben nach Schönheit, die Erlangung und Vermittlung philosophischen Wissens sowie die Rolle der Beredsamkeit und deren Verhältnis zur Wahrheitssuche. Mythische Schilderungen, die man sich vor Augen stelle, seien dabei hilfreich. [2] [111], Friedrich Hölderlin war vom Gedankengut des Phaidros beeinflusst. Sie ist ratlos, die Erregung raubt ihr den Schlaf, sie benimmt sich wie wahnsinnig. Er legt Wert auf den Grundsatz, dass man sich nicht voreilig für eine Ansicht entscheiden soll, auch wenn sie einleuchtet, sondern erst nach sorgfältiger Prüfung der einschlägigen Argumente und Einwände. Dasselbe gilt für alle anderen Eigenschaften, sowohl die sichtbaren wie „groß“ als auch die nur gedanklich erkennbaren wie „gut“. Besonders verbreitet war das Motiv der Seelenflügel, die unter der Einwirkung des Eros wachsen. Bei der Anamnesis müsse nicht an die „schlechte Vorstellung“ angeborener Ideen gedacht werden, die beinhalte, dass die Gedanken teils von vornherein fixiert seien und ein natürliches Dasein hätten, das „nicht erst durch die Bewegung des Geistes sich hervorbrächte“. Im Somnium Scipionis trägt der ältere Scipio Africanus ein Argument für die Unsterblichkeit der Seele vor, das eine fast wörtliche Übersetzung von Sokrates’ Argument aus dem Phaidros darstellt. Wenn man Zuhörer irreführen wolle, müsse man sie unbemerkt in kleinen Schritten vom Wahren zum Unwahren führen. Jahrhundert v. Chr. "Platon, Phaidros" published on 01 Jan 2015 by Wilhelm Fink. Kebes geht bei der philosophischen Untersuchung umsichtig und gründlich vor, er fordert solide Begründungen und ist schwer zu überzeugen. Im Mythos des Phaidros hingegen wird die Quelle des Irrationalen in die Seele selbst verlegt. Alle namentlich genannten Teilnehmer des Rahmengesprächs und der philosophischen Diskussion haben wirklich gelebt, ihre Existenz ist auch außerhalb von Platons Werken bezeugt. Eine Schar von Göttern, geführt vom Göttervater Zeus, unternimmt mit ihren Wagen gemeinsam einen großen Zug durch die himmlischen Gefilde. Hier geht es insbesondere um das Urteil von Platons Sokrates, wer nichts „Wertvolleres“ (timiōtera) habe als schriftliche Texte, an deren Formulierung er lange gefeilt hat, der sei kein Philosoph, sondern nur Autor. Dann wendete sich das Gespräch der Auseinandersetzung mit dem Tod zu. [9] Seine Verurteilung in Abwesenheit ist inschriftlich bezeugt. Der „rein logische Sinn“ der im Mythos dargestellten Ideenschau könne in nichts anderem gesucht werden als „in der reinen Ablösung des im Denken und ursprünglich durchs Denken gesetzten Inhalts“. Ihre Prinzipien durchdringen und prägen sämtliche Lebensbereiche des Philosophen. Auf die Unterscheidung zwischen dem Himmel und dem überhimmlischen Ort nahm er dabei aber nicht Bezug. Er wies ausdrücklich auf die Herkunft des Gedankens aus dem Phaidros hin. [3], Philosophiegeschichtlich interessant ist Phaidons Aufzählung der teils einheimischen, teils auswärtigen Freunde und Schüler des Sokrates am Anfang des Dialogs. Gern erzählt er alle Einzelheiten, denn nichts erfreut ihn so sehr wie die Erinnerung an seinen Lehrer. Er betrachtet die individuelle Seele als unzerstörbar und sieht in ihr den Träger der Kenntnisse, Fähigkeiten und Erinnerungen des Menschen. Hierbei geht es um die Frage, ob der mündliche Dialog nicht nur für die Wissensvermittlung, sondern auch für die philosophische Forschung – also für jede Art philosophischer Betätigung – die angemessene Vorgehensweise ist. Unklar ist, ob sie sich unter dem Einfluss des Philolaos zumindest zeitweilig zum Pythagoreismus bekannten. Den Hauptteil seiner Darstellung bildet die vollständige Wiedergabe einer philosophischen Diskussion, die Sokrates führte. Diese Verknüpfungen ergeben sich nicht unmittelbar aus den einzelnen Erinnerungen, sondern stellen eigenständige Produkte der Aktivität der Seele dar. [56], Ein Problem bildet die Darstellung von Platons Seelenlehre in den verschiedenen Dialogen. Nicht eigenwillig dürfe man sich von der Herde entfernen, sondern erst wenn es von einer Gottheit so verfügt werde. Erst nach Ablauf des zehnten Jahrtausends wird die Seele wieder beflügelt und kann einen neuen Versuch unternehmen, den überhimmlischen Ort zu erreichen. Die lebendige Rede ist unmittelbarer und für Lévinas wesentlicher als jede festgeschriebene Aussage. Das gute Pferd gehorcht willig, das schlechte muss mit Peitsche und Stachel gezähmt und gelenkt werden. In Wirklichkeit sei es ein einziger Gedankengang, der erst am Ende des letzten Arguments sein Ziel erreiche. Sie muss von nichts gehalten werden, da sie sich in einem stabilen Gleichgewichtszustand befindet und ihre Umgebung gleichförmig ist; nichts zieht sie in die eine oder andere Richtung. [89], In der Antike wurde der Phaidon eifrig studiert und kommentiert und oft zitiert. [67], Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zählte den Phaidros zu den „ethischen“ Schriften und gab als Alternativtitel „Über den Eros“ an. [57] Holger Thesleff vermutet, Platon habe schon in den 380er Jahren oder noch früher eine kürzere Urfassung erstellt und den Dialog dann in den 360er Jahren überarbeitet und erweitert.[58]. [141], Eine freie Umgestaltung des Phaidon-Stoffs bietet das Buch über den Apfel (arabisch Risālat at-tuffāḥa, lateinisch Liber de pomo). Daraus ist ersichtlich, dass sie selbst eine Beschaffenheit aufweisen muss, die derjenigen der Ideen entspricht und die sie zur Ideenwelt hinzieht. Sein Freund Kriton fragt ihn nach seinem Wunsch für das Begräbnis. Nur ein philosophisches Leben kann den Menschen aus dem Elend seines irdischen Daseins befreien. Er zitierte aus dem Jenseitsmythos des Phaidros sowohl in seinen Tusculanae disputationes als auch im Somnium Scipionis, einer Erzählung, die im sechsten Buch seines Werks De re publica enthalten ist. [22], Entscheidend ist die Qualität der Flügel, deren Kraft das Schwere emporhebt. Als er die Hinrichtung seines Lehrers miterleben musste, lag der Peloponnesische Krieg, in dem Athen und Sparta die Hauptgegner waren, erst wenige Jahre zurück. Ein Rhetoriklehrer, der als Fachmann mit wissenschaftlichem Anspruch auftritt, muss nicht nur über die Natur der menschlichen Seele im Allgemeinen Bescheid wissen, sondern auch über die einzelnen Seelentypen, denen er jeweils seine Vorgehensweise anzupassen hat. So gerät die vom Anblick der Schönheit berührte Seele in einen zwiespältigen Gemütszustand: Die gesehene Schönheit bereitet ihr eine einzigartige Freude, versetzt sie in höchste Erregung und lässt sie alles andere vergessen, aber die Begrenztheit ihres Zugangs zum Gegenstand ihrer Sehnsucht verwirrt und peinigt sie. Dort war Sokrates seit seinem Prozess in Haft. Diese Sichtweise verhilft ihm zu einer gelassenen Haltung und einem heiteren, unbeschwerten Sterben, während die anderen tief betrübt sind und weinen. Während Sokrates seine letzten Handlungen in völliger Ruhe ausführt, können die Freunde ihre Tränen nicht zurückhalten. Spezialabhandlungen über einzelne Passagen des Phaidon verfassten Proklos’ Lehrer Syrianos († um 437) und der in Alexandria lehrende Ammonios Hermeiou († vermutlich nach 517). Dieser Aufgabe will sich Sokrates nun zuwenden. Die Einschätzungen der ethischen Konsequenzen der im Phaidon dargelegten Anthropologie und Jenseitsvorstellung divergieren stark; teils sind sie einander diametral entgegengesetzt. Differenzen zwischen Platon und Aristoteles ins Auge fallen. Wenn die Unsterblichkeit in die individuelle Einzelseele verlegt werde, bedeute dies die Aufhebung der Immanenz der Idee. Wenn diese Seele einen Menschen von gottähnlicher Schönheit erblickt, ist sie zunächst von dem Erlebnis erschüttert, ein Schauer ergreift sie. Auch andere Werke Ciceros, darunter sein Dialog De legibus, lassen den Einfluss des Phaidros erkennen.[66]. An der Untauglichkeit einer derartigen Herangehensweise scheiterte die erste Seefahrt des Sokrates. [76] Die mittelplatonische Kommentierung setzte aber anscheinend erst in der zweiten Hälfte des 2. [1], Das Todesurteil wurde im Frühjahr 399 v. Chr. Als „höher“ gilt eine Hypothese nicht aufgrund ihrer größeren Allgemeinheit, sondern nur weil sie logisch der zu rechtfertigenden Hypothese vorausliegt. [102] Ein weiterer Stoiker des 2. Wer oft leichtsinnig schlechten Menschen Vertrauen geschenkt hat und dann von ihnen hintergangen wurde, der gelange zur Ansicht, niemand sei gut und zuverlässig. Er lenkt das Gespräch, steuert die wesentlichen Überlegungen und Argumente bei und entkräftet Einwände. Sie kam einem damals verbreiteten Bedürfnis nach einer „natürlichen“, vernunftgemäßen und undogmatischen Religion entgegen, als deren Verkünder Sokrates betrachtet wurde. Nach dieser Lehre, auf die Platons Sokrates hier Bezug nimmt, ist die Idee des Schönen eine objektive, eigenständig bestehende metaphysische Realität. Neben Philosophen interessierten sich besonders Rhetoriker und Grammatiker dafür.