Man ist auf einem Schiff vor der Küste Afrikas, schreit nach dem Klo, brüllt immer wieder Célines Überlegungen heraus, seinen Roman zu vernichten, wenn er nicht "meine Brötchen verdienen" müsste. Er war jetzt mit einem Male berühmt, rief aber durch seine radikale Änderung der Sprache und des ungewöhnlichen Schreibstils zahllose Kritiker auf den Plan. 1932 machte er sich mit dem Roman „Reise ans Ende der Nacht“ einen Namen als Schriftsteller. Reise ans Ende der Nacht, Roman, Rowohlt 2003, ISBN 3-498-00926-5. Cookies sind notwendig, um das Navigieren auf nachtkritik.de und die Nutzung der Funktionen der Website zu ermöglichen. Denis Diderot Jacques der Fatalist und sein Herr , Matthes & Seitz Berlin 2014, ISBN 978-3-88221-058-3 . Er ist ruppig, erkaltet und raubeinig, er hat mit der Liebe abgeschlossen so wie andere mit dem Leben. Eine Reise ans Ende der Nacht Susan Oswells großartiges Lear-Fragment „Rosetta klopft“ am Münchner Marstall-Theater. Wenn Castorf Szenen aus Heiner Müllers "Der Auftrag" einmontiert, in dem es um drei Emissäre geht, die auf Jamaika die Revolution antreiben sollen, dann lässt er sie singen. Oktober 2013. Erst jetzt habe München seinen "echten" Castorf, so Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung (2.11.2013): mit Romanadaption, Live-Video, hysterischem Kreischen, also all seinen "Gütesiegeln", die "mitunter auch ein bisschen angeranzte Ingredienzien" seien. Die Frauen bei Castorf treten wie gewohnt hochhackig und mit halb entblößtem, wogendem Busen auf, der das Mieder zu sprengen scheint. Den Beifall lasse Castorf am Ende dann fast verächtlich über sich ergehen. Bei einem Aufenthalt in der Sowjetunion verlor er … Sein Theater sei "rasender Stillstand (...). Die Degradierung der Frauen zu Weibchen liegt nahe, findet aber nicht statt. Was wurde seither aus dem Rausch in Gemeinschaft ? Die Veröffentlichung von "Reise ans Ende der Nacht" 1932 hat Louis- Ferdinand Celine (1894- 1961) eine Menge Ärger eingebracht. 2:25 Inhalt/Plot8:04 Sprachwunder14:55 Figuren und Beziehungen18:52 Themen/Motive23:32 Offene Fragen In den fast fünf Aufführungsstunden ist Bardamu mal da, mal dort. Während Céline mit den Kriegserlebnissen Bardamus in Frankreich beginnt und dann, wenn auch ohne Verbindungsglieder, jede seiner weiteren Etappen ganz "ordentlich" ablaufen lässt, schert sich Castorf nicht um die äußere Logik. Juli 1961 in Meudon) war ein französischer Schriftsteller und promovierter Arzt. "Das Abschneiden der Handlungsstränge und die in Teilen undurchschaubare Zuordnung von Schauspielern und Rollen" ergäben eine einzige "Zuschauerüberforderung". Britta Hammelstein spielt gleich mehrere Frauentypen und Michaela Steiger tritt sehr hautfreundlich und mit Po-Offensive in einem bizarren Vogelkostüm auf, das an eine mit Exotismen gesättigte Verkleidungsshow gemahnt. (...) Überhaupt haben hier alle Frauen ganz große Schlampenwürde. Und natürlich gibt es für den Castorf-Liebhaber auch etliche schräge, komische, erkenntnisreiche, spielerische Szenen. Der Stil erhält ein größeres Gewicht als die Kriminalhandlung; weniger als nur ein einfacher Polizeifilm ist es „eine Reise ans Ende der Nacht.“ Niermans wendet sich gegen den Realismus und gegen die Wahrscheinlichkeit und gibt der Poesie den Vorzug. "Dazu ist sie zu unwitzig, wichtigtuerisch, und bis auf Beglau und Pätzold fühlen sich die Schauspieler offenbar unwohl in ihrer Rolle als Durchlauferhitzer des Irrsinns." Die Disco stirbt: Reise ans Ende der Nacht. Wir benötigen Ihre Zustimmung zur Verwendung von Cookies und anderer Technologien durch uns und unsere Partner. In der ersten Szene von Castorfs Inszenierung wuseln viele Figuren um eine afrikanische Kranke herum, die operiert werden soll. Die Finsternis der Moderne von Hartmut Krug München, 31. Man müsse Célines 700-Seiten-Wälzer allerdings "verdammt gut kennen", um Castorf "in seiner sprunghaften und assoziativen sich an keinen Handlungsstrang haltenden Theaterversion wirklich folgen zu können". Wir haben ihn mitgemacht: Von der Druckerei in Pinneberg bis nach Langeoog. Der taz hinterher: Reise ans Ende der Nacht Welchen Weg eine taz so alles nimmt, bis sie auf Ihrem Frühstückstisch landet? Ich nehme die AGB und Widerrufsbelehrung zur Kenntnis. Ob diese Brüche aber notwendig oder nützlich sind, ist nicht immer eindeutig zu bejahen. Die italienische Kritik hat diesen Bezug mehrheitlich reserviert, wo nicht ablehnend kommentiert. Sein (Anti-)Held Bardamu ist psychischer Kriegsversehrter im 1.Weltkrieg, Kolonialist in Afrika, Fließbandarbeiter in Amerika und Armenarzt in Frankreich, aber eine Entwicklung macht er nicht durch. Die Liebe ist eher was zum Mitnehmen, etwas Aufgelesenes, um dem Leben ein bisschen Fülle zu verleihen. Diesen Artikel können Sie um € 2,50 komplett lesen. Bekannt wurde er 1932 durch den Roman Reise ans Ende der Nacht. Bildquelle: Es dies eine Stelle von Heiner Müller, bei der einige französische Abgesandte in Jamaika eine revolutionäre Initialzündung entfachen sollen. Wieder erhebt sich auf der Bühne eines dieser verschachtelten hölzernen Brettergerüste, das mit einem Wirrwarr von unterschiedlich großen Räumen die Spiel- und Anspielungsmöglichkeiten für eine Frank-Castorf-Inszenierun Dann gibt es noch Léon Robinson, einen Doppelgänger, besser Gegengänger Bardamus, der abwechselnd von zwei Darstellern gegeben wird. Assistiert wird Dramé von Aurel Manthei, der den Gesang wahrlich nicht erfunden hat, zumal seine Stärken in anderen Bereichen liegen. Das bietet in seiner Permanenz und Selbstverständlichkeit aber kaum noch ästhetisches oder inhaltliches Spannungspotential, sondern wirkt nur noch wie eine routiniert leere Verfremdungs- und Bewegungsmethode. Britta Hammelstein, Michaela Steiger (Bild: © Matthias Horn). In seiner Münchner Céline-Inszenierung treibe er den wild fragmentierten Schreibstil dieses Autors, "der durch die Zeiten springt und seinen paranoiden Schelmenromanhelden allerorts auf sein vollends zynisches Alter Ego mit dem sprechenden Namen Robinson treffen lässt", so lange weiter, "bis von der Handlung und den Figuren nur noch Fetzen übrig sind". (Lilli Chapeau und ihr kleinstes Theater der Welt in Miltenberg). Über allem aber thront als Hauptspielstätte die Filmleinwand. Eine Reise ans Ende der Nacht Susan Oswells großartiges Lear-Fragment „Rosetta klopft“ am Münchner Marstall-Theater. Er kriegt immer gerade noch die Kurve, Kratzer hat er genug davongetragen. Erotik oder Nahkampf? Eher die Imponderabilien, das nicht Vorhersehbare, die Turbulenzen und die geistige Explosion. Es ist, als habe Castorf als hypertroph-viriler Vorgreis wieder zu sich selbst gefunden, seine alten Wurzeln wiederentdeckt, um die Veteranen wiederzubeleben und Jüngere anzudocken. Frank Castorf inszeniert Louis-Ferdinand Célines "Reise ans Ende der Nacht" am Residenztheater. "Reise ans Ende der Nacht" umschreibt das Leben des Medizinstudenten Ferdinand Bardamu, angefangen bei Schlachten im Ersten Weltkrieg über Buschgeschichten im tiefsten Afrika und einer Galeerenfahrt Richtung Amerika bis hin zur Rückkehr nach Frankreich als Armenarzt. Die dunkelhäutige Fatima Dramé ist zwar keine begnadete Sängerin, aber sie beherrscht ihr Handwerk recht gut, ihre Stimme klingt soulig und warm, allerdings ohne in die Zentren des Herzens vorzudringen. Allgemeine Kriegsgeschichte des Mittelalters, Vol. Die Hauptfigur Ferdinand Bardamu wird von Bibiana Beglau gespielt, die aus dem heftigen Einheitssound mit Sprachgefühl, Witz und differenziertem Spiel hervorragt. nachtkritik.de verwendet Cookies zur Analyse von Websitezugriffen und Marketingmaßnahmen. "Wer Fantasie mitbringt, wird immer wieder Freude haben an diesem Abend", der für Michael Schleicher vom Merkur (2.11.2013) "wirr und wild ist, laut und poetisch, hektisch und zäh, komisch, wahrhaftig, flach, anstrengend, nervtötend, lang". Wieder erhebt sich auf der Bühne eines dieser verschachtelten hölzernen Brettergerüste, das mit einem Wirrwarr von unterschiedlich großen Räumen die Spiel- und Anspielungsmöglichkeiten für eine Frank-Castorf-Inszenierung bietet. Und ja, bei manchen Stellen entsteht er wieder, dieser Sog, der leichte Rausch, der sich in früheren Volksbühnen-Inszenierungen einstellte und das Innere aufwühlte. Es sind Sätze, mit denen er trotzig auf die Angriffe wegen seiner späteren faschistischen Pamphlete reagierte. Theatertreffen 2014: Kritik von "Reise ans Ende der Nacht" – Frank Castorf Eine Inszenierung aus dem Münchener Residenztheater. Die schönste Szene aber ist klein und fein und kommt ganz am Schluss. Um die Seele ringt in diesem Hochdampf-Theater niemand – das ist auch Castorfs Sache nicht. Neben der "wunderbar feminin burschikosen" Bibiana Beglau spiele ein Resi-Ensemble, das man in letzter Zeit selten "so entfesselt" gesehen habe. Roman. Aufbau des Bühnenbildes von Frank Castorfs Inszenierung von "Reise ans Ende der Nacht" im Residenztheater, Bühne von Aleksandar Denić. Reise ans Ende der Nacht von Louis-Ferdinand Céline bearbeitet von Frank Castorf Regie: Frank Castorf, Bühne: Aleksandar Deníc, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Licht: Gerrit Jurda, Video und Live-Schnitt: Stefan Muhle, Kamera: Marius Winterstein und Jaromir Zezula, Dramaturgie: Angela Obst. andere herausfiltert. Die Party ist schon vor Monaten der Pandemie zum Opfer gefallen. Frank Castorf  breitet so seine ganz eigene Form des alternativen Als-Ob-Theaters mit großer Geste üppig aus. Michaela Steiger, Bibiana Beglau, Katharina Pichler (Bild: © Matthias Horn). Presseschau Stegemann: Verrennen in der Demokratie, Dickicht, Oberhausen: Interessante Meta-Ebene, Sandmann, Ingolstadt: zahlreiche Gimmicks, Posthumane Geschichte, Frankfurt: ambitioniert. Nach der Pause, wenn die deutlich unfertige Inszenierung in ihrer darstellerischen Redundanz nahezu auf der Stelle tritt und etliche Zuschauer (wie bereits in der Pause) verliert, verlangen in endlosen Sehnsuchtstiraden Frauen nach der Dauerhaftigkeit der Liebe ihrer Männer. Er geht in der Einsamkeit New Yorks und seiner Kinos auf die Suche, bis er in Detroit an eines der neuen Fließbänder der Autofabrik von Ford gerät. Mai 1894 in Courbevoie, Département Seine; 1. Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht. Politisch belastet ist er durch seinen Antisemitismus und seine Kollaboration. Aber Maß und Form findet diese Inszenierung nicht. Obwohl man hier "wie auf Droge durchstartet, gelingt – angeschrillt – Nachdenkliches". Léon Robinson, der Doppelgänger des gebeutelten Helden Ferdinand Bardamu, weist schroff die ehrlichen Gefühle Lolas von sich. Presseschau Stegemann: Gräben zuschütten! Dieses Adrenalintheater bezieht seine Energie aus der Raserei, die mitunter in Gehetztheit ausufert. Bibiana Beglau als Bardamu hat einige energische Auftritte, als sei sie in diese männliche Rolle hineingewachsen, zierlich und burschikos zugleich. Man redet über "die Neger", das Elend, die Hitze, will fort, versteht aber Ford, möchte Morphium für die Kranke, zieht sich stattdessen viel weißes Pulver herein. "Schauspieler von geringerer Qualität als sie am Bayerischen Staatsschauspiel vorzufinden sind, bräuchten mindestens zwei Nasen Koks, um einen solchen Abend in einem Castorf-Behälter physisch wie psychisch durchstehen zu können", schreibt Matthias Hejny in der Abendzeitung (2.11.2013). Bitte beachten Sie, dass dadurch die Funktionalität der Seite stark eingeschränkt wird. Die Schauspieler agierten "schonungslos sich selbst und dem Publikum gegenüber". Heimaturlaub von Christian Rakow Berlin, 8. ISBN-10: 3498009265. Von einer "umjubelten Aufführung" ("umjubelt von denen, die geblieben sind") berichtet in der Frankfurter Rundschau (online 3.11.2013) K. Erik Franzen. Nach einer Handelslehre meldete er sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst, wurde 1915 verwundet und studierte dann Medizin. Also die größte Schwierigkeit war ja, nicht vollautomatisiert zur Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz zu trotten, sondern ins Haus der Berliner Festspiele, wohin das Theatertreffen Volksbühnen-Chef Frank Castorf mit seinem Münchner Céline- Die Luft ist raus, obwohl die Schauspieler bewundernswert das Tempo halten.". Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht: Coole Teeniekomödie über zwei verlorene Seelen, die auf einer abenteuerlichen Reise ans Ende der New Yorker Nacht zueinander finden. Dieser erzählt die Lebensreise des Medizinstudenten Ferdinand Bardamus, der sich 1914 freiwillig zum Kriegseinsatz meldet. Sie können diese Cookies in Ihren Browsereinstellungen deaktivieren. Wer Célines Roman nicht kennt, hat von Beginn an seine Probleme, weil Castorf Figuren und Situationen aus verschiedenen Szenen zueinander montiert. Ob Schiff, Krankenstation, Küche oder pseudo-elegantes Wohnzimmer – die baufällig wirkenden Holzverschachtelungen sorgen für eine zweifelhafte Abenteuerromantik, gemütlich ist's wohl nur für den Betrachter. Natürlich geht es auch viel um die Liebe. Er beginnt vor der Küste Afrikas. "Auch wenn sie dann oft mit Sex verwechselt wird." Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003. Da dreht sich die Drehbühne, und zu Bob Dylans "Things have changed" tanzt Bibiana Beglau so versunken wie zart-elegant und zugleich, ja, auch ironisch. Mit einer Reise ans Ende der Nacht gelingt Stuart Gordon („Re-Animator“) nach mehr als einem Dutzend Direct-to-Video-Regiearbeiten, vornehmlich im Low-Budget-Horrorbereich, die Rückkehr ins Kino. Der Regisseur Castorf hat sich diesmal den Autor Céline vorgenommen. Der auteuristische Teil steckt eher in der Inszenierung als im Drehbuch. Mit der romantischen Liebe hat Castorf wenig zu schaffen, ebenso mit der Psychologie oder der Figurenentwicklung. Filmhandlung und Hintergrund Knallharte Reise ans Ende der Nacht um die Jagd nach einem Revolver, der als Mordwaffe benutzt wurde. Worauf Robinson nicht eingeht und daraufhin von einer verzweifelt Fordernden während einer Taxifahrt auf der Leinwand erschossen wird. Im Roman reist Célines junger Held Ferdinand Bardamu auf siebenhundert Seiten durch die Finsternisse der Moderne. Dadurch sind wir in der Lage, die Struktur, Navigation und den Inhalt von nachtkritik.de für Sie so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Mai 2014. Castorf spiegele auf der Bühne vor allem "das hitzedampfende Elend einer kolonialen Hölle" wieder, so Sven Ricklefs vom Deutschlandfunk (Kultur heute, 1.11.2013). Später, am Ende einer kabarettistischen Szene, in der eine Familie darüber nachdenkt, wie sie die alte Großmutter weiter unterhalten könnte und sich dabei mit Fragen über die Pflegeversicherung ans Publikum und Hinweisen an Seehofer wendet, wird erklärt, in dieser Inszenierung gehe es um Brüche. Für Liebe ist wenig Platz an diesem Abend. Letztendlich gehe es Castorf, so auch bei diesem Abend, ja immer um Liebe.